Beltane oder Walpurgisnacht - was feierst du?
Während ich für diesen Beitrag recherchiert habe, war ich erstaunt, wie viele Grundverschiedene und doch ähnliche Ansichten und Überlieferungen es zu Beltane und Walpurgisnacht gibt. Es hat unheimlich Spaß gemacht, die Informationen zusammenzutragen.
Was ist Beltane und was ist Walpurgisnacht, wo ist der Unterschied?
Beltane ist ein altes keltisches Fest der Freude, das zu den großen Jahreskreisfesten gehört. Es ist der Gegenpart zu Samhain. Wo Samhain für den Beginn der dunklen, kalten Jahreszeit steht, an dem die Tore zur Anderswelt und dem Totenreich offenstehen und auch der Toten gedenkt wird, so ist Beltane das Fest für Licht, Leuchtkraft, Fruchtbarkeit und der Übergang vom Frühling zum Sommer.
Alles erwacht zum neuen Leben. Die Feen und andere Naturgeister erwachen aus ihrer Winterruhe und der Sonnenkönig verbindet sich nun endlich mit seiner Braut, der Frühlingsgöttin, die er an Ostera kennengelernt hat. Sie bringen neues Leben, Wärme und Licht in die Welt.
Bei Beltane geht es besonders um die Dualität, die männliche und weibliche Verbindung, um die Schöpferkraft der Mutter Erde (weibliche Urkraft) in Verbindung mit dem Licht und der Wärme der Sonne (männliche Urkraft). So haben sich früher Männer und Frauen getroffen, um ein Feuer getanzt, das Leben und die Fruchtbarkeit der Mutter Erde und der Frauen gefeiert. Oft sollen die Menschen in einen tranceartigen oder euphorischen Zustand verfallen sein und haben sich mit einem oder mehr Partnern zurückgezogen. In einigen Überlieferungen wird berichtet, dass die Kinder, die in dieser Nacht gezeugt wurden, besondere (magische) Fähigkeiten besaßen und vom Licht erfüllt und gesegnet waren. Wer auf kurzen Wege seine Zugehörigkeit bzw. Verlobung bekannt geben wollte, sprang ganz einfach über ein Beltanefeuer. Jeder wusste danach dass das darüber gesprungene Paar, zusammengehörte und sein Leben miteinander teilen will.
Bel bedeutet strahlend, leuchtend und glänzend. Auch der keltische Feuergott wird Bel genannt und mit Tene oder Teine ist oft das Feuer gemeint. Eigentlich ist Beltane ein Vollmondfest, das in einer Vollmondnacht zwischen der Frühlingstag-und-Nacht-Gleiche und der Sommersonnenwende gefeiert wurde. Besser gesagt, das Beltanefest soll früher auf den 5. Vollmond nach dem Julfest gefallen sein.
Heute wird Beltane meist in der Nacht vom 30.04. auf den 01.05. gefeiert. Die Christen haben, wie es viele Religionen in ihrer Anfangszeit machen, alte Feiertage übernommen, bzw. für sich passend geändert. Sei es der Name, den Tag oder die Bedeutung.
Bei Beltane hat es das mittelalterliche Christentum aber nicht schaffen können, den Brauch oder die Bedeutung vollständig zu ändern und sich „einzuverleiben“. So wird auch heute noch ein Maibaum aufgestellt, was früher auch den Akt zwischen Mann und Frau symbolisiert hat (Der Stamm symbolisierte den Mann, die Erde, die Frau). Es werden auch immer noch Feuer entfacht, getanzt und gefeiert. Wenn auch heute die meisten Menschen nur den „Tanz in den Mai“ feiern. Beltane wurde fortan in vielen Teilen als Walpurgisnacht zelebriert.
Und nun scheiden sich die Geister, nach welcher Walburga-Figur die Walpurgisnacht benannt worden sein soll.
Im 2 Jh. wurde die Maikönigin und Frühlingsgöttin Waluburg im germanisch-sächsischen Gebiet verehrt. Ihr Name wird von Wald-Burga abgeleitet und bedeutet Waldgöttin – Schutz des Waldes. Sie soll eine wilde Göttin der Freiheit und Fruchtbarkeit sein und für die Sinnlichkeit stehen. Ebenfalls wird ihr nach gesagt eine Seherin der Semnonen zu sein und sie wird auf griechischen Tonscheren „Waluburg semnoni sibyll“ genannt. Übersetzt heißt es ungefähr „Waluburg, Seherin der Semnonen“.
Im 8 Jh. wird die englische Äbtissin Walburga erwähnt. Sie soll bereits im Alter von 10 Jahren in einem Nonnenkloster gelebt haben. Später hat sie dann ein Doppelkloster in Heidenheim geleitet. Ein Kloster, in dem Mönche und Nonnen zusammen gelebt haben.
Zum einen wird behauptet, dass die Äbtissin vom mittelalterlichen Christentum „erschaffen“ wurde, um die Frühlingsgöttin Waluburg, sozusagen, zu übernehmen.
Die Silbe Wal wurde im frühen Mittelalter noch mit den Walküren, aber auch mit den Vala und Völva (Zauberinnen, Seherinnen und allwissende, weise Frauen) in Verbindung gebracht. Wodurch die Kirche angeblich die Bevölkerung weiterhin „auf ihre Seite ziehen wollte“, da Walküren, Valas und Völvas zu dem alten Glauben angehörten und in der Bevölkerung sehr beliebt und hoch angesehen waren.
Die Äbtissin Walburga wurde von der mittelalterlichen Kirche heiliggesprochen, ungefähr 100 bis 200 Jahre nach ihrem Tod.
Noch heute gilt die Äbtissin als Schutzheilige/Patronin für Seefahrer, Kranke, Gebrechliche und Kinder.
Beide Frauen, die Göttin und die Äbtissin, werden mit der Walpurgisnacht assoziiert, es kommt letztendlich darauf an, wen man nach dem Brauch und Ursprung fragt. (Wobei auch Goethes Interpretation der Walpurgisnacht aus seinem Werk Faust aus dem 19Jh. immer wieder erwähnt wird, bei der die Hexen auf Besen geflogen sind und mit dem Teufel eine freie, wilde Nacht auf dem Brocken verbracht haben)
Hinzu kommt, dass es von der Äbtissin anscheinend zwei Varianten gab. Manche sagen, dass die Äbtissin eine der größten Hexengegnerinnen war und für die Anfänge der Hexenverfolgung und Verbrennung mitverantwortlich sein soll. Die große Hexenverfolgung fing ungefähr 15 Jh. an. Sie dauerte ungefähr 350 Jahre in Europa und Deutschland. (Bitte beachtet, dass auch heute noch vorwiegend Frauen in ca. 40 Länder der Welt wegen Hexerei angezeigt und hingerichtet werden können. Es ist also noch immer nicht nur ein mittelalterliches Phänomen)
Andere behaupten, dass die Mitglieder des Doppelklosters unter der Führung der Äbtissin, Beltane hinter den Mauern als Fest der Sinnlichkeit, Fruchtbarkeit und Schöpfungskraft gefeiert haben.
(Für beide Ansätze konnte ich allerdings keine Textstellen finden, die von Historikern stammen. Sollte jemand entsprechende Texte finden oder gelesen haben, würde ich mich sehr über eine Kontaktaufnahme freuen.)
Letztendlich geschah dies aber alles vor so vielen Jahrhunderten, dass wir nur nicht zu 100 % sagen können, was wahr und was so nicht geschehen ist. Irgendwo dazwischen könnte die Wahrheit liegen.
Was feiere ich?
Ich habe in meiner Jugend und als junge Erwachsene nicht wirklich benannt, was ich feiere. Für mich war es immer „das Erwachen“. Schlummerten meine Gaben und mein Gemüt noch vom Winter, erhielt ich um diese Zeit einen wahren Energiekick. Ich war schon immer der Meinung, dass die Nacht vom 30.04. auf den 01.05 einer Göttin gewidmet war.
Auch heute noch feiere ich mein ganz eigenes Fest. Als Fest der Schöpfung und des Neuanfangs. Oft gehe ich in dieser Nacht tanzen und gebe mich der Musik hin. Lade Naturgeister der Erde oder des Wassers ein und lasse mich von ihnen führen. Hin und wieder habe ich in dieser Zeit auch einen Partner und feiere die Nacht nur mit ihm (ihr versteht sicherlich wie).
In den Tagen vor der Walpurgisnacht/Beltane und danach werde ich mich oft des Frau-Seins bewusst. Ich nehme meine Sexualität und meinen Körper noch bewusster wahr. Ich gönne mir dann oft kleine Auszeiten. Das kann ein Spaziergang im Wald sein, bei dem ich mich Gaia anvertraue. Es kann auch eine Meditation am Wasser sein, bei dem ich die Wassergeister dazu einlade, mich auf meiner mentalen Reise zu begleiten und zu führen.
Aber es ist fast immer rein intuitiv und auf meine Art.
Meine Art zu Feiern ist nicht immer gleich und die abgehaltenen Rituale können mal größer oder mal kleiner sein. Ich wäre allerdings sehr gerne einmal bei einer schamanischen Beltanefeier dabei, um die Gemeinschaft und das miteinander zu erleben. Um, um das Feuer zu tanzen und darüber hinwegzuspringen. Mit anderen zu singen und die Götter zu ehren.
Egal, was und wie du feierst, ob nun Walpurgisnacht oder Beltane oder dein ganz eigenes Fest, ich wünsche euch eine schöne Zeit und eine berauschende Nacht voller Freude, Sinnlichkeit und Hingabe.
Eure Moni
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